Er hat es wirklich getan. Lou Reed spielte in der Philipshalle, in die trotz ausführlicher Vorberichterstattung nur knapp 1.000 Zuschauer fanden, sein Album „Berlin“ Stück für Stück in der Originalreihenfolge nach – ein Konzept, dass bereits The Cure mit ihrer Trilogy-Tour erfolgreich erprobt hatten. Und: Es war schlichtweg erstaunlich, wie die alten Songs in neuen Arrangements förmlich neu aufblühten.
Schon das Entree zeugte von Stilsicherheit: Über den Hintergrund der noch leeren Bühne fluteten Aufnahmen von Wellen und strömendem Wasser, kongenial dazu ausgewählt das 18-minütige „Like a Possum“ von der „Ecstasy“-CD, das brachiale Rückkopplungsberge auftürmte. Dann posiert sich die imposante Besetzung; links der 12-köpfige New London Children’s Choir, ein Kontrabassist und, auf einem Barhocker, die wundervolle Sängerin Sharon Jones, auf der rechten Seite die Streicher- und Bläserfraktion. Und mittig: die klassische Rock-’n‘-Roll-Besetzung, Steve Hunter an der Gitarre, der bereits das Originalalbum mit einspielte, Fernando Saunders als Bassist und Co-Sänger, Keyboard und Drums, und natürlich the Master himself, schlicht in Jeans und T-Shirt gekleidet und mit roter Gitarre.