Anne Frank im Land der Mangas

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Nicht nur hierzulande, sondern auch in Japan kennt jeder das Schicksal von Anne Frank, deren 1952 veröffentlichtes Tagebuch Millionen berührt hat. Französische Reporter zeigten sich aber befremdet davon, dass der Bestseller in Japan unter anderem auch als Manga (also als „niedlich“ gezeichneter Comic) erhältlich ist – eine unangemessene Verkitschung?

Die von Arte.tv nach einer Idee von Alain Lewkowicz realisierte Website erzählt in der Form eines interaktiven Comics – der auch als iPad- oder Android-Tablet-Anwendung erhältlich ist – von einer Reise nach Japan, um der japanischen Kultur und dem dortigen Umgang mit der Vergangenheit näher auf den Grund zu gehen. Dabei ist eine spannende und meisterhaft realisierte Brücke zu einer anderen Kultur entstanden, die nicht nur Comicfans in ihren Bann ziehen wird.

http://annefrank.arte.tv/de/

Fefes Blog

fefe

Längst hat „Fefes Blog“ nicht nur unter Nerds Kultstatus erreicht. Als Watchblog greift das Weblog des IT-Experten Felix von Leitner täglich Skandale und Skandälchen auf, wobei ein deutlicher Schwerpunkt auf Sicherheitslücken und Datenschutz liegt, aber auch allgemein politische und soziale Themen ihren Raum finden. Die zumeist knapp gehaltenen Meldungen basieren häufig auf zugesandten Links und Infos der Leser und erfreuen durch ihren knappen und lakonischen Stil.

Auch in Technik und Webdesign geht Fefe – mit einer selbst entwickelten Blog-Software – eigene Wege und präsentiert sich in einem praktisch auf den reinen Text reduzierten Stil. Stammbesucher können den Auftritt aber mit einer Auswahl an CSS-Styles gefälliger gestalten. Hier wirft man gerne (fast) täglich einen Blick hinein .

http://blog.fefe.de

Ohrenkuss … da rein, da raus

Ohrenkuss ... da rein, da raus

In Zeiten der Informationsflut ist es schwieriger denn je, etwas in den Köpfen der Menschen zu hinterlassen. Doch das außergewöhnliche Zeitschriftenprojekt „Ohrenkuss“ schafft dies mit einfacher Sprache und kompromissloser Energie. Eine Gruppe von Redakteuren mit dem Down-Syndrom arbeitet in diesem weltweit einzigartigen Konzept unter der Leitung der Humangenetikerin Dr. Katja Bragança und bringt alle 6 Monate eine Zeitschrift heraus. Den Autorinnen und Autoren wird hinsichtlich Inhalt und Form völlig freie Hand gelassen. So kann sich die Kreativität der Beteiligten unzensiert entfalten und beim Lesen der Beiträge erhält man überraschende Einblicke in deren Erlebniswelt. Es lohnt sich, die einzelnen Portraits auf der Website des Projektes anzuschauen und man findet auch die Themenschwerpunkte der vergangenen Ausgaben zum Durchlesen.

2008 machte „Ohrenkuss“ mit der Herausgabe eines ganz eigenen Wörterbuches Furore und erhielt hierfür sogar eine Auszeichnung beim Designpreis Nordrhein-Westfalen. Das 300 Seiten umfassende Buch feierte das 10jährige Bestehen der Redaktion und bietet von „A wie Affendame“ bis „Z wie Zeitumstellung“ eine Überblick über die besten Ohrenküsse wie zum Beispiel diesen von Svenja Giesler zu M wie Medizin: „Man muß aufpaßen und nicht mit medikamenten und Medizin herum spilen. Es sind doch keine bonbons es ist auch kein Getränk den wenn was passiert das hat gefährliche folgen man wird aber auch damit sterben“

http://www.ohrenkuss.de

Der Postillon

Der Postillon

Den täglichen Nachrichten-Irrsinn gekonnt aufs Korn nimmt „Der Postillon“, ein Online-Magazin, das sich voll und ganz der Satire verschrieben hat. Ob die erstaunliche Meldung, dass alle Griechen heimlich ihr Land verlassen haben, um vor ihren Gläubigern zu fliehen, oder die schockierende Enthüllung, dass zwei Praktikanten bei KIKA versehentlich „Bernd, das Brot“ gegessen haben: Alle Meldungen werden in genau dem süffisant-ernsthaften Stil präsentiert, der gute Satire ausmacht.

Schlagzeilen wie „Europa im Glück! Gigantischer Hurrikan wird Aschewolke wegblasen“ persiflieren gekonnt den Stil einer gewissen bundesweit erscheinenden Boulevardzeitung, und die Ideen für die Meldungen sind oft herrlich abgedreht.

„Der Postillon“ bietet ungetrübtes Lesevergnügen, das nicht nur im Layout bewusst altmodisch präsentiert wird, sondern sich in Konzeption und Aufbau auch wohltuend vom multimedialen Web-2.0-Geplänkel abhebt. Intelligent, witzig und bissig.

http://www.der-postillon.com

Die Surakinder: klassische Kinderlieder und mehr

Die Surakinder: klassische Kinderlieder und mehr

„Der Kuckuck und der Esel“, „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“ oder „Hänschen klein“ – wer kennt nicht diese Kinderlieder? Aber so richtig an den Text erinnert man sich vielleicht auch nicht mehr. Da bieten die „Surakinder“ Abhilfe: Die private Initiative, die sich gleichermaßen an Kinder und Eltern richtet, begann ursprünglich mit 40 klassischen Kinderliedern, alle mit Bildern, Text und Gesang, sowie mit 20 „merkwürdigen Bühnenstücken aus dem Land ‚Irgendwo‘, jedes von seltsamer Musik begleitet“, wie es die Betreiber der Site ausdrücken. Hinzu sind in jüngerer Zeit noch die „Geschichten vom kleinen Hempelmann“ gekommen sowie Weihnachtsgeschichten.

Die klassischen Kinderlieder präsentieren sich auf der Website mit origineller Bebilderung und werden von zwei Sängerinnen und einem Sänger kunstvoll intoniert, während man parallel die Texte lesen kann. Das lädt zum Mitsingen ein oder auch einfach zum Zuhören und Lesen, wie man gerade will. Alle Geschichten werden vorgelesen und stammen aus der eigenen Erzählwerkstatt.

Insgesamt ist „Die Surakinder“ eine kleine Oase im Internet, eine Website, die beweist, dass ein gut gemachtes Angebot nicht immer zwingend mit kommerziellen Interessen und Werbung einhergehen muss. Die originelle, sehr intuitive Navigation und die liebevolle Gestaltung der Inhalte machen nicht nur Kindern Spaß, sondern allen, die das Liedgut ihrer Kindheit neu entdecken wollen.

http://www.surakinder.de

Abgespeist – denn Etiketten lügen wie gedruckt

Abgespeist – denn Etiketten lügen wie gedruckt

„75 % Kakao in der Schokolade“, wirbt Dr. Oetker für seinen neuen Edelpudding „Pur Choc“. Hinterfragt man die Sache allerdings kritisch, stellt man schnell fest, dass der Pudding nur 2,5 % von ebendieser Schokolade enthält, so dass der Kakaoanteil auf 1,875 % zusammenschnurrt. Doch auch andere Hersteller versprechen auf der Verpackung oft mehr, als der Inhalt einlösen kann – so weist das „Pesto Verde“ von Bertolli die typischen hochwertigen Pesto-Zutaten italienischer Käse, Pinienkerne und Olivenöl nur in homöopathischen Dosen auf; ersatzweise gibt es Kartoffelflocken, Aromastoffe und Säuerungsmittel.

Die lobenswerte Initiative „Abgespeist“ wendet sich gegen Werbelügen und Etikettenschwindel. Ins Leben gerufen wurde sie von foodwatch, einem gemeinnützigen Verein, der sich den Verbraucherschutz auf die Fahnen geschrieben hat. „Abgespeist“ greift besonders krasse Einzelfälle heraus, wobei die „dreisteste Werbelüge des Jahres“ mit dem „Goldenen Windbeutel“ bedacht wird. 2009 ging dieser an Danone für die Vermarktung ihres „Actimel“-Joghurts; laut foodwatch ein „großes probiotisches Märchen“.

Witzig schließlich auch die Aktion „DSDZ – Deutschland sucht die größte Zuckerbombe“, die speziell Kinderprodukte ins Visier nehmen, welche mit hohem Milchanteil werben, ihren noch höheren Zuckeranteil jedoch diskret verschweigen. Insgesamt eine aufschlussreiche Website, die man häufiger zurate ziehen sollte.

http://www.abgespeist.de

Tim Tadder

Tim Tadder

Obgleich sich Tim Tadder selbst als „Advertising Photographer“ bezeichnet und auch tatsächlich sein Geld in der Hauptsache mit Werbefotos verdient, ist sein einzigartiger Stil eher als Mischform zwischen Fotografie und Malerei zu bezeichnen. Das Geheimnis liegt in der raffinierten und aufwendigen Nachbearbeitung der Fotos: Es entstehen artifizielle Impressionen, die irgendwo zwischen Photo Art, Fotorealismus und Pop Art anzusiedeln sind.

Teils schon vom Motiv so angelegt, teils durch Montage gibt Tadder bizarre Situationen wieder und zeigt extreme Perspektiven: Sei es eine Korridorflucht aus Ego-Shooter-Ansicht oder eine Frau in Brautkleid, die in Handschellen vor einem Streifenwagen steht. Von lakonisch bis bedrohlich deckt der studierte Mathematiker und Kommunikationsdesigner scheinbar wahllos die unterschiedlichsten Stimmungen ab, wobei er seine Sicht ganz neuzeitlich beschreibt mit: „im Moment ist es bei mir so, dass ich alles in HD (High Definition) sehe, sehr real, sehr klar – und das ist auch die Art und der Grund warum und wie ich shoote.“

Nicht zuletzt lohnt ein Besuch auf der Site aufgrund der aufwendigen und gelungenen Präsentation der Werke im Rahmen von virtuellen U-Bahnstationen, zwischen denen man über einen elektronischen Streckenplan wechselt. Im angegliederten Weblog finden sich dann aktuelle Projekte und ein wenig Geplauder aus dem Nähkästchen (auf Englisch). Arriviert und ambitioniert.

http://www.timtadder.com

Brain – der lernende Chatbot

Brain – der lernende Chatbot

Erinnert sich noch jemand an ELIZA? Das 1966 von Joseph Weizenbaum entwickelte Sprachprogramm gilt als Vorläufer der Chatbots und erfreute seine Anwender vor allem mit pseudo-psychotherapeutischen Rückfragen: „Ich fühle mich unverstanden!“ – „Sie meinen also, dass Sie niemand versteht?“ etc. Seitdem ist die Entwicklung der Chatbots natürlich nicht stehengeblieben, und längst gibt es auf vielen Websites virtuelle Berater, die teils schon Kultstatus erlangt haben: etwa die permanent duzende Anna von IKEA oder auch die Bundeswehr-Karriereberaterin Stefanie Fischer.

Ein neues, gelungenes „Just for Fun“-Projekt ohne kommerziellen Hintergrund ist Brain, der lernende Chatbot mit künstlicher Intelligenz. Im Gegensatz zu simpleren Programmen dieser Art, die nur Frage-Antwort-basiert arbeiten, merkt sich Brain auch in längeren Dialogen alle Usereingaben und stellt so teilweise verblüffende Bezüge her. Dabei ist er witzig, manchmal auch sehr frech und hat teilweise verblüffende Ansichten über sich selbst: „Ich bin ein Brotbackautomat, der zufällig auch chatten kann.“ Manchmal neigt er auch zu Dada-Antworten, allzu ernste, zusammenhängende Gespräche sollte man nicht erwarten.

Auf der Website kann man sich kostenlos registrieren lassen und wird dann persönlich angesprochen, man kann aber auch als „Gast“ einfach draufloschatten. In jedem Fall lohnt sich ein Blick in die Rubrik BEST OF, wo die besten und amüsantesten Dialoge abgespeichert sind.

http://www.thebot.de

Dana - Blog für persönliche Produkte

Dana - Blog für persönliche Produkte

Das Schöne an Weblogs ist ja, dass jede noch so abseitige Sammelleidenschaft damit abgedeckt werden kann, zum Beispiel das Sammeln von Produkten, die weibliche Vornamen tragen: Ob der Apfelsaft Samanta, die Tischwäsche Paulina oder die Meterware Berta – hier sind sie alle versammelt und fotografisch dokumentiert.

Wenn man genauer hinschaut, kann man schon eine subtile Konsumkritik entdecken, die darin liegen könnte, die Unbeholfenheit der Versuche zu entlarven, langweilige Allerweltsprodukte mit glanzvollen »Damennamen« aufzuwerten. Muss man aber nicht, das Blog macht auch so einfach Spaß.

http://www.damennamen.de