Vielleicht wäre die Geschichte des Automobils ganz anders verlaufen, wäre dem jungen Kaufmann Nicolaus August Otto (1832 - 1891) im Jahr 1860 nicht ein Bericht über eine neuartige, vom Franzosen Jean Joseph Etienne Lenoir konstruierte Gasmaschine in die Hände gefallen. Der aus ärmlichen Verhältnissen stammende Sohn eines Bauern war sofort fasziniert von der neuen Technik, und als ihm 1860 eine Erbschaft von 7000 Talern zufiel, investierte er das Geld und seine Zeit voll in die Weiterentwicklung der Lenoirschen Maschine. Mit Hilfe von Mechanikern baute er 1863 eine erste „atmosphärische Gasmaschine“, die allerdings noch nicht sehr befriedigend funktionierte. Im Kölner Ingenieur Eugen Langen fand er einen interessierten Partner, der auch über die notwendigen Geldmittel verfügte. Am 31. März 1864 gründeten sie gemeinsam die Kommanditgesellschaft N. A. Otto & Cie, die 1872 in Gasmotorenfabrik Deutz AG umbenannt wurde.
Doch obgleich Otto 1867 für seinen atmosphärischen Gasmotor auf der Weltausstellung in Paris die Goldmedaille bekam, erwies sich das Prinzip als Sackgasse. Zusammen mit Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach entwickelte er einen neuartigen Motor, den Viertaktmotor. Sein Versuchsmotor von 1876 hatte einen Wirkungsgrad von 17 Prozent und eine Nutzleistung von 3 PS bei 180 Umdrehungen pro Minute. Schnell erhielt der 1877 patentierte Motor den noch heute verwendeten Namen „Ottomotor“. In den nächsten Jahren musste Otto allerdings eine Reihe von Prozessen durchfechten, da der französische Ingenieur Alphonse Beau de Rochas das Viertaktprinzip bereits 1862 offiziell vorgestellt hatte. Sicher kommt Otto aber das Verdienst zu, den neuartigen Motor zur Serienreife gebracht zu haben.
Der Ottomotor, dessen Viertaktprinzip auch heute unverändert gültig ist, arbeitet, wie der Name schon sagt, in vier Arbeitsschritten: Zunächst wird das Kraftstoffgemisch angesaugt (Kolben bewegt sich abwärts), anschließend verdichtet (Kolben aufwärts), dann erfolgt die Zündung (Kolben wird abwärts gestoßen) und zuletzt wird das verbrannte Gemisch ausgestoßen (Kolben aufwärts). Die Entwicklung von Nikolaus August Otto war allen Vorgängermotoren - insbesondere auch dem Zweitaktmotor - in Effizienz und Laufruhe weit überlegen. Leider musste Otto ab 1884 nach und nach alle seine Patente abtreten, da auch andere Techniker „Vorerfindungen“ geltend machten. Ob diese wirklich existierten, ist jedoch zweifelhaft. Nicolaus August Otto starb am 26. Januar 1891, im Alter von 58 Jahren, in Köln an Herzversagen.
Weitere Infos:
Oldtimer Club N. A. Otto
Wikipedia