Ich mag ja Verlierer. Und als einen solchen muss man wohl auch Julius Kröhl bezeichnen. Kröhl war ein deutscher Ingenieur des 19. Jahrhunderts, der in die USA emigrierte und 1861 den Nordstaaten, die sich zwischen 1861 und 1865 im Sezessionskrieg mit den Südstaaten befanden, sein U-Boot anbot, 12 Meter lang und zigarrenförmig.
SPIEGEL ONLINE berichtet hier über das U-Boot, welches allerdings keineswegs jetzt neu entdeckt wurde, sondern der Forschung schon länger bekannt ist. Auch sonst ist an dem SPIEGEL-Artikel einiges auszusetzen, komplett unverständlich etwa war mir folgende Passage:
Kröhl wollte seine Konstruktion dennoch umsetzen und fand in der Pacific Pearl Company einen zahlungskräftigen Partner. Die Ausstiegsschleuse machte das kleine Boot „Explorer“ zum idealen Werkzeug für Perlentauchmissionen an der Pazifikküste von Panama. Die Kammer konnte mit Druckluft gefüllt werden und erlaubte es so der Mannschaft, das getauchte Boot zu verlassen und am Meeresboden Perlen einzusammeln.
In Wirklichkeit verließ wohl niemand unter Wasser das U-Boot, auf der Seite http://www.navyandmarine.org/ondeck/1862submarines.htm beschreibt Chuck Veit in seinem Aufsatz „Submarines in the Civil War“ das Kröhl’sche U-Boot wie folgt:
One of the more fantastic but proven-effective designs was that of Julius Kroehl’s Exporer, offered to the U.S. Navy in June. Kroehl’s Explorer carried a great amount of compressed air that allowed the crew to so pressurize the interior of the sub that the boat could run with its bottom open to the ocean! As chief engineer of the Pacific Pearl Company, Kroehl’s innovation made perfect sense.
Die „great amount of compressed air“ wurde Kröhl und seiner achtköpfigen Crew, die im Dienste der Pacific Pearl Company drei Jahre lang nach Perlen fischte, dann auch zum Verhängnis. Denn allesamt wurden sie in einem qualvollen Tod von der zur damaligen Zeit noch unbekannten Taucherkrankheit, auch Caisson-Krankheit genannt, dahingerafft.
Duden - Das Wörterbuch medizinischer Fachausdrücke:
Caisson-Krankheit [‚:…; frz. caisson = Kastenwagen; Senkkasten]: Druckluftkrankheit, die nach Arbeiten unter erhöhtem Luftdruck in Senkkästen (sog. Caissons), Taucherglocken oder bei Sporttauchern, wenn sie die vorgeschriebenen Dekompressionspausen nicht einhalten, infolge Ansammlung von Stickstoffbläschen auftritt, die bei zu raschem Entschleusen frei werden und in die Körpergewebe sowie in die Blutgefäße austreten u. zu Veränderungen führen (Symptome sind Schmerzen in Muskeln und Gelenken, Kreislaufstörungen sowie Emboliebildungen)
An den Vater des modernen U-Boots erinnert heute wenig, nur das traurige, rostige U-Boot-Wrack vor der Küste Panamas. Und, immerhin, der vielseitige Kröhl hatte es tatsächlich auch geschafft, einen heute unter Denkmalschutz stehenden Feuerwachturm zu konstruieren, der im Marcus Garvey Park, NYC, steht. Und obgleich Kröhls U-Boot in Form und Antrieb Merkmale aufwies, die erst im 20. Jahrhundert im U-Boot-Bau selbstverständlich wurden, ist er eher als Entdecker der Caisson-Krankheit in die Geschichte eingegangen, die beim Bau der Brooklyn Bridge von 1870 bis 1883 noch einige Opfer fordern sollte. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.