Raus aus den Federn: die Weiterentwicklung des Weckers

wecker.jpgWas waren das früher, vor Erfindung des Weckers, doch für schöne Zeiten! Man ließ sich vom Gesang der Vögel oder vom Läuten der Kirchenglocken wecken, von den ins Schlafgemach fallenden Sonnenstrahlen wachkitzeln, oder man stand gar nicht auf. Doch die Hektik der modernen Zeit brachte dann die unselige Erfindung der lärmenden Uhr mit sich, wobei als Geburtsstunde des unbeliebten Nachttisch-Requisits das Jahr 1787 gilt und als sein Schöpfer Levi Hutchins aus Concord, New Hampshire, USA. Sehr ausgereift war dieser erste Wecker noch nicht, insbesondere ließ sich die Weckzeit nicht verstellen, und da Hutchins extremer Frühaufsteher war, hatte er seine neuartige Weckmaschine mitleidlos auf 4 Uhr morgens verdrahtet. Dieses „Entweder mitten in der Nacht oder gar nicht“-Prinzip stand einem nachhaltigen Erfolg seiner Erfindung verständlicherweise im Weg, und so begann der Siegeszug des Weckers in den Schlafstuben der Welt erst 1847, als der Franzose Antoine Redier ein mechanisches Modell mit verstellbarer Weckzeit vorstellte. Als Dankeschön erinnert heute noch der englische Ausdruck „Clock“ an das französische „cloche“ für „Glocke“. 1876 ließ sich der Tüftler Seth E Thomas einen aufziehbaren Wecker patentieren.

Puristen schwören heute noch auf die Urform des mechanischen Weckers: zuverlässig, laut, brutal. Sensiblere Zeitgenossen können allerdings, gequält vom ebenfalls recht vernehmlichen Ticken, erst gar nicht einschlafen und begrüßten daher ausdrücklich die digitale Revolution, die nicht nur lautlose Uhrwerke, sondern auch die geniale Erfindung der Schlummertaste mit sich brachte. Allerdings haben gewiefte Langschläfer unterdessen Reflexe entwickelt, den gnädigen Knopf zur Schlafverlängerung beim ersten Piepsen so unterschwellig zu bedienen, dass sie dabei noch nicht einmal aufwachen – gerne auch mehrmals in Folge. Schaffen sie es dabei, eine gewisse Toleranzzeit zu überschreiten, geben viele moderne Wecker ihre Weckversuche beleidigt auf und rüsten sich schon einmal für den nächsten Morgen. Den „Snooze“-Button sehen daher viele Ingenieure als Fehlentwicklung an.

axbo.jpgMan entwickelte und tüftelte und kam zu dem Ergebnis, dass ein Wecker dann am meisten Aussichten auf Erfolg hat, wenn er zu einem Zeitpunkt klingelt, wenn der Schlafende sich gerade in einer Leichtschlafphase befindet. Doch wie sollte der Wecker das feststellen? Dazu gibt und gab es mehrere Ansätze: Beim SleepSmart der studentischen Start-up-Firma Axon Sleep Research Laboratories sollten mit einem Stirnband wie bei einem EEG die Gehirnwellen abgenommen werden, um das Gerät darüber zu informieren, wann der Schlafende optimal zu wecken ist. Allerdings wurde der 2005 entwickelte SleepSmart kein Kassenschlager; nicht jeder will die Nacht vollverkabelt wie im Schlaflabor antreten. Eine neuere und etwas gemäßigtere Variante, die es für nicht wenig Geld auch schon zu kaufen gibt, ist der 

Schlafphasen-Wecker von aXbo

, der mit einem simplen Frottee-Armband auskommt und lediglich die Bewegungen des Schlafenden analysiert.


Nicht jedermanns Sache: morgens auf Weckerjagd gehen.

Eine andere Fraktion hält das alles für Warmduscherkram und setzt auf einen bestechend simplen Gedanken: Wenn sich der Wecker den Abstellversuchen seines Besitzers einfach entzieht, MUSS dieser halt aufstehen. Das führte zur Entwicklung von Clocky: Dieser hat ein äußerst nervendes Weckgeräusch und ist an den Seiten mit Rädern ausgestattet. Sobald er zu klingeln anfängt, macht er sich zeitgleich aus dem Staub, und der Besitzer muss ihn erst mal fangen. Eine tolle Idee, die eigentlich nur noch vom 

Helikopterwecker

getoppt wird. Sobald er klingelt, schickt er einen angebrachten Rotor hoch in die Luft. Diesen muss man dann erst einmal finden und wieder auf das Gerät aufsetzen, erst dann gibt der Quälgeist Ruhe. Sollte sich der Rotor mal durchs offene Fenster verabschiedet haben und der Wecker dann nur noch durch gezielte Hammerschläge oder Ertränken zu stoppen sein, bleibt als Trost, dass das beflügelnde Weckerlebnis mit rund 25 Euro vergleichsweise preiswert ist.