Normalerweise freue ich mich ja immer auf den neuen IKEA-Katalog und blättere ihn gerne durch, um im Geiste meine Wohnung mit neuen Möbeln mit so klangvollen Namen wie LEKSVIK auszustatten. Doch wie entsetzt war ich, direkt auf den ersten Seiten gnadenlos geduzt zu werden: „IKEA feiert seinen 30. Geburtstag. Feier mit!“ Das nicht etwa auf den Kinderseiten, nein, die meinen mich! Und auch, wenn auf manchen Seiten wieder Hoffnung auf eine würdige Anrede aufkeimt, etwa auf Seite 179 bei der Beschreibung des Weckers SLABANG („Kreieren Sie Ihren persönlichen Weckerton“), handelt es sich nur um vereinzelte Siez-Ausrutscher, ansonsten herrscht der harsche Duz-Imperativ: „Schaff dir deinen Erfrischungsraum!“, heißt es streng, und: „Mach dir Notizen!“
Ich fühle mich angepampt und flüchte zur IKEA-Homepage. Der Menüpunkt „Frag einfach Anna!“ macht mir Hoffnung, und prompt poppt ein Blondchen auf.
„Wie geht es Ihnen?“, leite ich das Gespräch höflich ein.
„Schau mich an. Mir geht es gut und ich freue mich auf deine Frage.“ Anna holt mich schnell von der Siez-Ebene herunter. Ich werde direkter: „Warum duzen Sie mich?“
„Wir bei IKEA duzen uns“, lässt sie mich lapidar wissen. Und auch meinem Einwand „Aber ich arbeite doch gar nicht bei IKEA“ kann sie abhelfen, denn das lässt sich ja ändern: „Hier erfährst du mehr über den Einstieg in unsere schwedische Talentschmiede. Unabhängig davon, ob du als Auszubildende/r, Trainee oder Führungskraft mit Berufserfahrung bei uns einsteigen möchtest.“ Nein danke.
Besonders hakt die Duzerei natürlich, wenn man sich den IKEA-Katalog gemeinsam anschaut. Konnte man das „Sie“ auch noch in zweiter Person Plural als gemeinsame Anrede verstehen, wird jetzt jeder für sich allein angequatscht. IKEA macht einsam.