Autos im Film

Bereits in den Anfängen des Kinos entdeckten Filmemacher das dynamische Potenzial des Autos: Es wurde in den ersten Stummfilmen eingesetzt, um schnelle Bewegtszenen zu realisieren - oder es wurde, als Reaktion auf das Misstrauen der Menschen gegenüber dem neuen Beförderungsmittel, reihenweise zu Schrott gefahren. Ob Komödie oder Road Movie: Bei vielen Filmen blieben die „mitspielenden“ Autos mehr im Gedächtnis haften als die Hauptdarsteller.


Die Lust an der Zerstörung - Autos im Stummfilm

Laurel & Hardy im Ford Model TOb Stan Laurel und Oliver Hardy, Buster Keaton, Harold Lloyd oder Fatty Arbuckle: Bereits in den Frühzeiten des Films gab das Auto vielen Slapstick-Szenen die besondere Würze. 1908 brachte Henry Ford sein bekanntes T-Model auf den Markt und 1912 gründete Mack Sennett die „Keystone Company“, die sofort den Beinamen „amerikanische Lachfabrik“ erhielt. Beide ergänzten sich aufs Beste, wie die Fülle der Automobil-Gags bezeugt. Halsbrecherische, meist im Zeitraffer gezeigte Stadtfahrten gehörten hierbei ebenso dazu wie die besonders kunstvolle Demontage der zumeist klapperigen Kisten. Unvergessen etwa die Laurel-&-Hardy-Episode „Big Business“ von 1929, in der die beiden Komiker versuchen, im Juli Weihnachtsbäume zu verkaufen. Der sich anschließende Streit mit der totalen, liebe- und lustvoll in Szene gesetzten Zerstörung sowohl des Hauses des Kunden (James Finlayson) als auch Laurel und Hardys Auto (Foto) gehört zu den absoluten Klassikern der Komödie. Das Auto? Natürlich ein Ford Model T.

Erhöhung des Mythos - Das Auto als Alleskönner

HerbieLiebe zum Auto, das hieß in Hollywood in den 60er Jahren Liebe zum Käfer: Als „Herbie“ (Foto) debütierte er 1968 in der Disney-Produktion „The Love Bug“ („Ein toller Käfer“), in den 70er Jahren folgten noch mehrere Fortsetzungen. Das Wunderauto konnte fliegen, schwimmen und hatte auch sonst allerlei Tricks drauf. Die Deutschen konterten mit „Dudu“, einer Produktion von Rudolf Zehetgruber. Der vielseitige Käfer durfte zwischen 1971 und 1974 seine Künste zeigen. Ressourcenverknappung und Energiekrise waren noch Fremdwörter, der Mythos Auto wurde im Film hemmungslos überhöht. Gerne griff man dabei auch auf Phantasie-Vehikel zurück wie in dem englischen Musical „Tschitti Tschitti Bäng Bäng“ von 1968. Einer der letzten modernen Epigonen des Alleskönner-Autos ist schließlich KITT, der computerschlaue, vierrädrige Gefährte von „Knight Rider“ David Hasselhoff. Es handelte sich übrigens um einen modifizierten Pontiac TransAm von 1982.

Was haben wir gelacht! Das komische Auto

Mr. Bean's MiniSicher einen der komödiantischen Höhepunkte der letzten Jahre hat Rowan Atkinson als „Mr. Bean“ gegeben. Untrennbar von ihm ist sein gelber Mini (Foto), mit dem er so manches Abenteuer erlebt und immer wieder das „Widersacher-Auto“ (ein dreirädriger Reliant-Lieferwagen) auf die Seite legt. Privat hatte Atkinson übrigens weniger Glück mit Autos: Der begeisterte Sportwagenfan fuhr im Herbst 1999 einen McLaren F1 zu Schrott, den er sich vom Erlös seines ersten Kinofilms gegönnt hatte - Wert: Immerhin ca. 1 Million Euro. Komische Autofilme deutscher Produktion schrammen hingegen traditionell eher am Rand der Peinlichkeit entlang, sei es die klamottige Ausschlachtung des Trabi-Kults in „Go Trabi Go“ oder seien es die platten Manta-Filme. Da schaut man sich doch lieber nochmals die „Blues Brothers“ mit ihrem „Bluesmobil“, einem Dodge Monaco 440/Auto von 1974, an. So nebenbei gibt es in diesem Kultfilm die wohl größte Polizeiauto-Massenkarambolage der Filmgeschichte, noch vor einigen Jahren liebevoll zitiert in der französischen Komödie „Taxi Taxi“.

Unendliche Weiten - das Auto im Road Movie

Vanishing PointEine typisch amerikanische Filmart ist das so genannte Road Movie: Filme, die von Fahrten, Fluchten, Reisen berichten und die unendlichen Weiten der amerikanischen Landschaften und Highways grandios in Szene setzen. Der amerikanische Traum von Freiheit, gewürzt mit mehr als einem Schuss Anarchie: Wegweisend für das Genre war „Vanishing Point“ („Fluchtpunkt San Francisco“) von 1971. Kowalski (Barry Newman) wird bei seiner Überführung eines 1971er 1970er Dodge Challenger (Foto) von Denver nach San Francisco zum Gejagten. Ganz aufmerksame Autofreaks werden es vielleicht bemerkt haben: Der Wagen, der am Ende in den Bulldozer-Barrikaden der Polizei zerschellt, ist kein Challenger, sondern ein Chevrolet Camaro. Sicher eine der besten Adaptionen des Themas ist „Thelma & Louise“ (1991), die - später oft kopierte - Geschichte zweier Frauen, die in eine ausweglose Outlaw-Existenz getrieben werden und schließlich mit ihrem 65er Ford Mustang 66er Ford Thunderbird Cabriolet über die Klippe fahren.

Das dämonische Auto: Christine & Konsorten

ChristineKönnen Autos böse sein? Definitiv beantwortet wurde die Frage 1983 durch John Carpenters „Christine“, der Verfilmung von Stephen Kings gleichnamigem Roman. Bei dem dämonischen Auto, welches mordend mehr und mehr Macht über seinen Besitzer erlangt, handelt es sich um einen Plymouth Fury Belvedere von 1958 (Foto) - genauer gesagt um 17 liebevoll restaurierte Exemplare, von denen 15 im Laufe der Dreharbeiten wieder zerstört wurden. Einer der Wagen bestand aus einem speziellen Material, welches wie Metall aussah, aber in seine ursprüngliche Form zurückkehrte, nachdem man es verbeult hatte - es stand im Mittelpunkt einer der vielen spektakulären Spezialeffekt-Szenen, in der sich „Christine“ selbst wieder repariert. Auch in Steven Spielbergs genialem Debüt „Duell“ von 1971 steht die Bedrohung durch Technik im Vordergrund: Ein Handlungsreisender (Dennis Weaver) wird auf seiner Reise grundlos von einem mysteriösen Öl-Lastzug verfolgt und bedroht. Dieser scheint seine eigene Seele zu haben: Im Film wird nie der Fahrer gezeigt. Die automobilen Hauptrollen bestreiten ein Peterbilt Sattelschlepper aus den 40er 60er Jahren und ein 70er 71er Plymouth Valiant.

Phantasie- und Trash-Autos

Wo die Handlung zu abwegig oder zu sehr in die Zukunft gelegt ist, um auf zeitgenössische Automodelle zurückgreifen zu können, werden gerne die Phantasieprodukte der Filmausstatter eingesetzt: Man denke nur an den apokalyptischen Fuhrpark in „Mad Max“. Auch in der schwarzen Komödie „Die Autos, die Paris auffraßen“ (1974) von Peter Weir mutieren Autos zu Waffen: Die Bewohner des kleinen Orts Paris in Australien verursachen Autounfälle, um später die Restteile des Unfallwagens zu verschachern. Ein herrliches B-Movie mit besonders abwegiger automobiler Ausstattung ist schließlich „Death Race 2000“ von 1975, in Deutschland unter dem Titel „Frankensteins Todesrennen“ vertrieben. Die grottenschlechte Billigproduktion mit David Carradine in der Hauptrolle hat unterdessen fast Kultcharakter - was nicht zuletzt an den aggressiv-bissigen Spezialkarosserien (Foto) liegt, die in dem Streifen auftauchen und gegen die Batmans Batmobil (welches übrigens auf einem Chevrolet Impala aufbaut) wie ein braves Mittelklassewägelchen wirkt.