Lara Croft und der WTH

Lara CroftDas mediale Interesse in den 90er Jahren auf Lara Croft wäre sicher nur halb so groß gewesen, wenn die Softwareschmiede Eidos ihre Protagonistin nicht mit übertriebenen weiblichen Vorzügen ausgestattet hätte: ewig lange Beine, Wespentaille und ein in der Proportion äußerst großer Busen. Allerdings, so berichtete die ehrwürdige THE TIMES, muss sich Lara in ihrem neuesten Adventure „Tomb Raider: Legend“ einem Redesign unterziehen, bei dem unter anderem die Körbchengröße von DD auf C reduziert wird. So will man sich besonders bei der weiblichen Klientel neue Zielgruppen erschließen. Auch Laras Outfit soll nicht mehr ganz so knapp ausfallen. Für die schauspielernde Zunft hat das natürlich den Vorteil, dass Frl. Croft auch ohne Kunststoffeinlagen gespielt werden kann, für die intellektuelle Croft-Rezension aber den Nachteil, dass Erkenntnisse wie die folgendeneues Fenster obsolet werden:

Lara Crofts „maskuliner“ Tatkraft und Allmacht wird durch die Übererfüllung des WTH (= waist to hip ratio) die sexuell aggressive Komponente genommen. Die großen Werbe-Plakate für Tomb ters ausgleicht. Im Ärzte-Video „Männer sind Schweine“ wird die um sich schlagende und zähnefletschende Lara mit ihrer Wehrhaftigkeit augenzwinkernd wieder eingebunden. Denn Lara soll keinen bedrohlichen Terror für Männer darstellen, sondern eine mutige, durchtrainierte, aber harmlose Traumfrau, deren Reize ungestraft betrachtet werden können.

Schließlich erinnere man sich, wie es mit einer anderen Trash-Traumfrau, nämlich Barbarella alias Jane Fonda, weiterging: Nach einer heftigen Politphase („Hanoi Jane“) brachte sie der Welt die Aerobic-Welle und ist heute als „Schwiegermonster“ im Kino zu sehen. Ist es Zufall, dass Lara-Croft-Darstellerin Angelina Jolie in ihrem neuen Film „Mr. & Mrs. Smith“ (zusammen mit Brad Pitt) ausgerechnet als Jane Smith unterwegs ist?