Heidi Berry

Heidi Berry: Heidi BerryDas vierte Album von Heidi Berry trägt keinen Namen, und was da so im Hintergrund geigt und gitarrt, sind natürlich so notorisch vergrübelte Typen wie Peter Astor von den Weather Prophets oder Jon Brookes von den Charlatans, die wahrscheinlich schon immer so eine Sängerin in ihrer Band haben wollten, die jenseits aller Pop-Diskurse einfach nur ihren folkloristisch-schlichten Pfad verfolgt, ein Schelm, wer Arges dabei denkt, und die zu allem Überdruss auch noch früher gemalt hat und behauptet: „I just did what I did very privatly.“

„Warum bringt sie dann Platten herau…?“ nein, halt, lassen wir diese kleinlichen Einwände beiseite, betrachten wir es einfach als weiteres Teilchen im Puzzle des eigenen Cocoonings, und wenn Berry 16-mal in einem Refrain „It’s only love“ singt, dann stimmt das ja auch irgendwie immer, denke ich, irgendwie, immer. Außerdem hat sie tatsächlich dieses geniale Timbre in der Stimme, welches Kraft aus Traurigkeit zieht, ohne zu trauern, welches Ruhe ausstrahlt, ohne einem schnöden Weltpessimismus zu huldigen, besonders auf der zweiten (LP-)Seite, auf der alles patchworkartig ineinander übergeht, verschmilzt. Das Ganze strahlt eine Verletzbarkeit aus, die mir suggeriert, dieses Album nicht besprechen, sondern beschützen zu müssen. Heidi Berry spielt übrigens Zither. Überrascht das jetzt jemanden?

Heidi Berry: (untitled)
CD, 1993, 4AD / Rough Trade