Bolschewistische Kurkapelle Schwarz-Rot: Werke

Bolschewistische Kurkapelle Schwarz-Rot: WerkeDie Bolschewistische Kurkapelle Schwarz-Rot stellt sich ausführlich vor. Und man muss sie einfach mögen, solch liebevoll aufgemachte CDs, die einen dazu verleiten, eine ganze CD-Kritik nur mit Booklet-Zitaten vollzuknallen; schon gerade, wenn besagte CD einen kompletten fiktiven Briefwechsel ominöser „Machthaber“, geheimnisvoller „Kollegen“ und der „Orchesterführung“ beinhaltet, und umso mehr, wenn allein die Titel für einen kompletten Reviewtext ausreichen würden (etwa „Das Lied vom Berge Kumgang-San“, frei nach Themen nordkoreanischer Revolutionsopern).

Doch wenn man dies alles, die Verwendung Weill’scher Songs (Kurkapelle: „Prima Komponist“, aber sie sagen auch zu Leo Trotzki „Prima Trotzkist“), das ausführliche Personenverzeichnis aller direkt oder indirekt Beteiligten, Namen und Sitz des Labels (D.D.R., Lübeck) und die edle, dunkelblau-güldene Covergestaltung ausreichend gewürdigt hat – und schon das alles wäre Grund genug, die CD zu kaufen –, dann stellt man fest, dass auch die Musik ein aufs Angenehmste durcheinanderwirbelndes Potpourri darstellt, Blasmusik wie von einer zerfahrenen Feuerwehrkapelle, die man sich in einen alten Tati-Film reinzudenken hat. Oder auch sich synkopisch vorwärtstasten mit Sprechgesang, teilweise angefressen von verzerrten Gitarren, und was genialen Dilettanten eben sonst noch so in die Hände fällt. Diese „Werke“ haben dabei etwas sympathisch Unfertiges, Fragiles an sich; ein Eindruck, der live durch die verbindende Moderation und eine mehr kabarettistische Darbietungsweise wieder aufgehoben wird.

Bolschewistische Kurkapelle Schwarz-Rot: Werke
CD, 1994, Plattenmeister - D.D.R.